Külsheim,

Menschenrettung hat oberste Priorität

12.09.-14.09.2008. Feuer, Verkehrsunfall, Explosion: Auf dem Militärübungsgelände Külsheim bereiten sich Deutsches Rotes Kreuz (DRK), Feuerwehr und Technisches Hilfswerk (THW) aus der Region Kirchheim unter realen Bedingungen gemeinsam auf ihre Einsätze vor.

"Wir verlassen die Zivilisation" witzelt ein Helfer, als sein Handyempfang abbricht und die beflaggte Fahrzeugkolonne in das weitläufige Gelände der Bundeswehr einbiegt. Weit und breit gibt es nur Wald, Wiesen, vereinzelt rostige Panzerwracks und Schafe. In diesem Niemandsland zwischen Würzburg und Tauberbischofsheim findet mit rund 100 Teilnehmern ein Wochenende lang die vom THW Kirchheim organisierte Jahreshauptübung statt.
"Explosion in Wolferstetten" lautet am Freitagabend um 23:03 Uhr der Einsatzbefehl. Die ehrenamtlichen Helfer wissen nicht, welches Katastrophenszenario sich der THW-Hauptorganisator Dustin Gottelt ausgedacht hat. Bei Dauerregen und in tiefer Nacht erwartet die eilig ankommenden Feuerwehrmänner aus Owen und Lenningen unter Leitung von Jürgen Rupp ein lichterloh brennendes Haus. Dass es gleich eine unerwartete Detonation geben wird und dass im Nachbarhaus Statistendarsteller Schwerverletzte mimen, ahnen sie zu dem Zeitpunkt nicht. 5 kg Rauchpulver, Brandbomben und Bengallichter hat das Team des Spreng- und Pyrotechnikers Steffen Hörz vom THW Neuhausen am Übungshaus installiert. Zuckende Flammen, dichte Rauchschwaden und verzweifelte Hilfeschreie der Statisten lassen die Szenerie unheimlich und real erscheinen.
Die eigens von der Rettungs- und Feuerwehrleistelle Esslingen angereisten Disponenten bekommen per Funk die notwendigen Informationen vom Einsatzort und alarmieren DRK und THW. Das DRK errichtet ein Zelt für die Versorgung von Schwerverletzten, im Fachjargon "T1" genannt. "Menschenrettung hat oberste Priorität" erklärt der DRK Kreisbereitschaftsleiter Andreas Schober "Feuerwehr und THW retten die Verletzen, wir leisten die Erstversorgung und übernehmen den Transport in die umliegenden Krankenhäuser." Da Türen und Treppenhaus nicht begehbar sind, errichtet das THW mit Leitern, Seilen und dem tragenähnlichen Schleifkorb eine Art "Aufzug" für den Abtransport der Verletzten aus den oberen Stockwerken.
Ein gutes Zusammenspiel zwischen den Organisationen ist das Ziel der Übung. Nach rund zweistündiger Hektik und Lärm kehrt gegen 1:30 Uhr Ruhe ein im Niemandsland: Das Feuer ist gelöscht, die Verletzen sind versorgt, die taghelle Einsatzbeleuchtung abgestellt und die triefend nasse Ausrüstung zusammengepackt.
Am zweiten Tag stehen sechs Stationsübungen auf dem Programm: Eine Gruppe lernt, mit dem Greifzug eine Seilbahn zu bauen. Damit werden verletze Personen auf einer stabilen Trage, die an einem Stahlseil hängt, aus dem Gefahrengebiet befördert. An einer anderen Station erkennt man in einem dunklen Keller nur schemenhaft Helfer mit fluoreszierenden Helmen und hört eigenartige Schnorchelgeräusche. "Wir üben das Tragen der Atemschutzausrüstung" sagt ein Helfer, der sich die zwei schweren Atemluftflaschen auf den Rücken schnallt. Nicht weit entfernt führt der DRK Ausbilder Daniel Schwarz vor, wie nach einem Unfall ein so genanntes Stifneck die Halswirbelsäule stabilisiert und einen schonenden Transport ermöglicht. "Weiter, weiter" ermuntert der Feuerwehrausbilder an der nächsten Station eine junge DRK Helferin. Sie steht inmitten einer Pulverwolke und löscht das lodernde Feuer. "Wir organisieren bewusst Stationen mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten," schildert Dustin Gottelt das Ausbildungskonzept. Die Helfer wählen selbst, an welcher Schulung sie teilnehmen. "Das hat sich bewährt, weil dadurch jeder die Möglichkeit hat, die Arbeit der anderen Organisationen kennen zu lernen." Bereits von weitem hört man die nächste Station: Auf der so genannten Panzerstrecke üben die Fahrer der Einsatzfahrzeuge das Fahren im schweren Gelände. "Klar macht es auch Spaß, mit unserem Geländewagen oder dem Gerätekraftwagen (GKW) durch tiefen Matsch und über Steilhänge zu fahren," gibt der LKW Fahrlehrer zu. "Doch das richtige Gefühl für die Fahrzeuge und das sichere Handling in Extremsituationen ist wichtig für den Realeinsatz. Wer für eine Hilfs- und Rettungsorganisation fährt, trägt schließlich die Verantwortung für die Mannschaft."
Für die Teilnehmer bedeutet die Jahreshauptübung neben harter Arbeit auch ein bisschen Abenteuer und vor allem tolle Kameradschaft. Wer Interesse hat, sich in seiner Freizeit zu engagieren ist bei DRK, Feuerwehr und THW gern willkommen und vielleicht bei der nächsten Jahreshauptübung mitten drin. So beginnt Ende September beim THW Kirchheim eine kostenlose Grundausbildung. Informationen finden sich im Internet oder direkt in den jeweiligen Unterkünften der Organisationen.

Wir bedanken uns für die freundliche Unterstützung bei:
Bei den Pyrotechnikern aus Neuhausen, die mit ihrem Können für das richtige Ambiente sorgten
Bei den zahlreichen Mimen und Unfalldarstellern
Bei den Schiedsrichtern, die sich dieser undankbaren Aufgabe gewidmet haben
Ortsverband Aalen
Ortsverband Ellwangen
Ortsverband Göppingen
Ortsverband Gruibingen
Firma Karosserie Faustmann

Mit dabei waren außerdem:
DRK Bereitschaft: Kirchheim, Lenninger Tal, Weilheim
Feuerwehren: Lenningen, Owen


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